Auf den Spuren der Diakonissen Kraft tanken

… ein kleiner Pilgerweg

 

Detmold. Vor 125 Jahren wurde in Detmold das Diakonissenhaus gegründet. Junge Frauen gaben ihrem Lebensweg eine neue Wendung und machten sich auf, kranken und notleidenden Menschen zu helfen. In dieser Tradition steht diakonis bis heute. Am vergangenen Freitag fand ein kleiner Pilgerweg auf und rund um den Friedhof Kupferberg statt, organisiert von einem Team aus Diakonischen Schwestern und Mitarbeitenden von diakonis. 26 Personen nahmen daran teil.

„Der Pilgerweg lädt ein, im Berufsalltag neue Inspiration und Motivation aus alten Quellen zu schöpfen“, berichtete Renate Niehaus, Pfarrerin i.R., und Vorsitzende der Diakonischen Schwesternschaft, zu Beginn der Strecke. Sie verwies auf einen alten Grabstein am Rande des Weges, auf dem ein Schiff in rauer See zu sehen ist. „Bei den Diakonissen bereiteten damals so manche `Stürme` auch Sorgen und Ängste“, berichtete Niehaus. Aus der Bibel zitierte sie daraufhin die Geschichte, wie das Schiff in einen großen Sturm geriet, Jesus aber gelassen blieb und die ängstlichen Menschen an Bord beruhigte. „Solange Jesus mit an Bord ist, wird alles gut“, gab Niehaus die Botschaft auch für den heutigen Alltag in der diakonis-Einrichtungen weiter.
Es folgte der Besuch der Gedenkstätte, wo früher die Oberin Martha Coerper und Pastorin Martha Voigt beigesetzt wurden. Heute sind die Gräber eingeebnet. Neben einem großen Holzkreuz mit der Inschrift aus Römer 14, Vers 8 („Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn.“), erinnern noch die alten Grabsteine an die Oberin und die Pastorin. Heute ist das Feld für anonyme Bestattungen freigegeben. Gepflegt und mit Blumenschalen bestückt wird es weiterhin von der letzten aktiven Diakonisse Brigitte Lange und Schwester Margitt Lange. An dieser Stelle berichtete die Diakonisse Brigitte Lange den Anwesenden von der damaligen Tradition der Glaubens-, Lebens-, und Dienstgemeinschaft, dem Versprechen für den Dienst am Nächsten und die Bedeutung der Tracht. „Es hieß, eine Diakonisse ist immer im Dienst“, betonte Schwester Brigitte. Selbst im Ruhestand waren sie noch im Einsatz, zum Beispiel bei Pfortendiensten.

„Pilgern ist etwas anderes als Spazierengehen. Ein Pilgerweg ist ein kleines Stück vom Lebensweg, das wir bewusst mit Impulsen gestalten und auf dem wir uns auf Neues und Ungewohntes einlassen“, sagte Niehaus. So gab es zum Beispiel den Auftrag, sich selbst mal die Frage zu stellen, ob man das damalige Leben als Diakonisse hätte führen wollen oder wo wir heute im Alltag als „Engel“ anderen Gutes tun. So ging es durchaus auch schweigend weiter zum großen Grabfeld mit noch 186 Gräbern.

Die Bedeutung der Einsegnungssprüche, die als Bibelstelle auf jedem Grabstein geschrieben stehen, stand hier im Mittelpunkt des Austauschs. Jeder durfte anschließend selbst ein Kärtchen mit einem eigenen Bibel-Spruch ziehen. Später wurden auf dem Weg in das grüne Umfeld auch Lieder gesungen, eine kleine Andacht in der Diakonissenhaus-Kirche und ein ansprechend hergerichtetes und reichhaltiges Abendbuffet im Saal des Mutterhauses rundeten die Veranstaltung ab. „Der Mix aus geistlichen Impulsen, Liedern und Wanderung hat es wirklich zu einer sehr gelungenen Veranstaltung gemacht“, lobte Tim Redecker, Kaufmännischer Vorstand von diakonis. Auch Pflegevorstand Dagmar Nitschke war begeistert, eine Wiederholung sei sehr in ihrem Sinne.

Auf dem Friedhof an der Blomberger Straße - der seit 1958 der Beisetzungsort der Diakonissen war, aus Platzgründen aber aufgegeben werden musste - steht heute noch ein großes Steinkreuz zur Erinnerung mit den Grabplatten der ersten Oberin Marie Krecke und dem ersten Vorsteher Pastor Meyer. Schwester Brigitte und Schwester Margitt sehen fast jede Woche nach dem Rechten auf den beiden Friedhöfen, entfernen alte Sträuße sowie Totholz und säubern die Grabsteine, damit die Namen gut lesbar sind. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Grabstätten einen gepflegten Eindruck machen“, so Schwester Brigitte. Die jahreszeitliche Bepflanzung übernimmt mittlerweile eine Friedhofs-Gärtnerei.

 

( af)

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