Tradition pflegen und neue Wege gehen

Feierlicher Festgottesdienst zum 125-jährigen Bestehen von diakonis – Stiftung Diakonissenhaus. Tim Redecker als Kaufmännischer Vorstand in sein Amt eingeführt.

Detmold. Die Tradition pflegen und trotzdem neue Wege gehen — das war schon damals die Prämisse der Detmolder Diakonissen. Damals, das war vor 125 Jahren. Am 7.7.1899 wurde das Diakonissenhaus in Detmold gegründet. Mit einem feierlichen Festgottesdienst in der Mutterhauskirche würdigte diakonis, wie der größte Anbieter im Bereich der Altenhilfe im Kreis Lippe heute heißt, dieses besondere Jubiläum.

Landessuperintendent Dietmar Arends bezog sich in seiner Predigt auf die biblischen „Werke der Barmherzigkeit“, die nicht nur auf den Glasfenstern in der Mutterhauskirche abgebildet sind, sondern sich auch im Leitbild von diakonis wiederfinden. Er zitierte die ehemalige Oberin Waldtraut Hammelsbeck mit den Worten: „Oft bleibt man im Tun hinter seinen Ansprüchen zurück, aber das ist besser als nichts tun.“ Arends erinnerte daran, was die entbehrungsreichen Frauen auf sich genommen haben, um der Idee Jesu zu folgen. „Das Diakonissenhaus strahlte nach außen“, so Arends, denn die Diakonissen waren weit über Lippe hinaus überall dort im Einsatz, wo notleidenden Menschen jeden Alters geholfen werden musste.
Schwester Brigitte Lange, eine der drei letzten Diakonissen aus Detmold, berichtete von ihrem Weg, Diakonisse zu werden. Sieben Jahre Probezeit gingen ihrer Einsegnung 1960 voran. Zur Glanzzeit gehörten 322 eingesegnete Diakonissen im Jahr 1954 zu der Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft in Detmold. „Es hieß, eine Diakonisse ist immer im Dienst“, zitierte sie. Mit fast 87 Jahren ist auch sie noch täglich für bestimmte Aufgaben zuständig.

Frank Sievert, Vorsitzender des Stiftungsrates von diakonis, betonte, Schwester Brigitte sei heute noch ein wertvoller Bestandteil des Stiftungsrates. Auch der stellvertretende Landrat Stephan Grigat bekräftigte, dass die Diakonissen-Schwesternschaft „ein nicht wegzudenkendes Stück Geschichte“ sind und der Kreis Lippe daran interessiert ist, dass der Geist der Diakonissen erhalten bleibt. Er berichtete von der früheren Arbeit der Diakonissen im Krankenhaus, die auf jeder Station vertreten waren. Dienste von 7 bis 20 Uhr waren die Regel. Da sie dort wohnten, waren sie auch nachts verfügbar. „Es traute sich niemand, einer Diakonisse zu widersprechen“, erzählte er schmunzelnd.

Als starke und gebildete Frauen übernahmen sie oft gewissenhaft viele Leitungsaufgaben. Dass sie damit entscheidend zur Entwicklung der Berufsmöglichkeiten bei Frauen beigetragen haben, machte Christa Schrauf, Geschäftsführerin des Kaiserswerther Verbandes, deutlich. Auch im Bereich der Ausbildung waren sie beispielhafte Vorreiter. „Erinnern ist eine Ermutigung zum Weitermachen. Was in 125 Jahren wachsen durfte, soll erfolgreich weitergeführt werden“, wünschte Schrauf.

„Die Diakonissen haben das Fundament gesetzt, auf dem wir jetzt stehen“, nahm Dagmar Nitschke, Pflegevorstand von diakonis, das Thema auf. Noch heute schlagen junge Auszubildende mit dem „Wunsch, helfen zu wollen“ ihren beruflichen Weg bei diakonis ein.

Im Rahmen des Gottesdienstes wurde Tim Redecker, seit dem 1.7.2023 Kaufmännischer Vorstand bei diakonis, in sein Amt eingeführt. Der Landessuperintendent wünschte ihm, Probleme zu erkennen, Lösungen zu finden und Mitarbeitende zu motivieren. Redecker, der eine alte Glocke mitgebracht hatte, mit der sich damals die Oberin bereits Gehör verschaffte, versicherte: „Voller Dankbarkeit, Stolz und Demut möchte ich die Entwicklung von diakonis weiterführen.“ diakonis ist heute ein moderner Dienstleister mit rund 1.000 Mitarbeitenden. Tagtäglich steht noch heute der hilfs- und pflegebedürftige Mensch im Mittelpunkt, Abläufe und Angebote werden ständig optimiert. Redecker schloss sich einem Zitat seines Vorgängers Axel Schulz mit den Worten an, diakonis sei heute „der Inbegriff von guter Pflege in Lippe“.
Musikalisch begleitete Johannes Pöld an der Orgel und Irina Trutneva mit ihrem Gesang den Gottesdienst. Im Anschluss bot sich im Festsaal des Mutterhauses bei einem Imbiss noch die Gelegenheit für den gemeinsamen Austausch.

(af)

 

Festgottesdienst 125 Jahre
Von links: Stephan Grigat (stellv. Landrat), Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast, Christa Schrauf (Kaiserswerther Verband), von diakonis Dagmar Nitschke und Tim Redecker, Diakonisse Brigitte Lange, Frank Sievert (Stiftungsrat) und Dietmar Arends.
Festgottesdienst 125 Jahre
Segnende Worte: Landessuperintendent Dietmar Arends führte Tim Redecker als Kaufmännischen Vorstand in sein Amt ein.
Festgottesdienst 125 Jahre
Gesicht des Jubiläumsjahres: Eine Karte mit der Diakonisse Gerda Osterhaus lag neben dem Gottesdienst-Ablauf auf jedem Stuhl in der Kirche.
Festgottesdienst 125 Jahre
Besonderes Gastgeschenk: Christa Schrauf, Geschäftsführerin des Kaiserswerther Verbandes, brachte diese persönlich gestaltete Kerze mit.
Festgottesdienst 125 Jahre
Mutterhauskirche: Die sieben Werke der Barmherzigkeit, die auf den Glasfenstern zu sehen sind, standen im Mittelpunkt der Predigt.
Festgottesdienst 125 Jahre
Schöner Ausklang: Im Festsaal des Mutterhauses gab es bei Sekt und Häppchen die Gelegenheit für nette Gespräche.

Zurück