Geschichten schenken Trost
Kinderärztin Natalie Hellermann überreicht veröffentlichtes Buch dem Hospiz von diakonis
Detmold. Seit fast 20 Jahren werden vom Klinikum Lippe Erinnerungsgottesdienste für Familienangehörige gefeiert, die ein Kind zu betrauern haben. Trost spendende Geschichten aus der Feder der Kinderärztin Natalie Hellermann gehören zur Andacht, die Klinikseelsorgerin und Pfarrerin Gerlinde Kriete-Samklu hält. Meist gibt es ein Thema wie Regenbogen, Wolken oder Seifenblasen. Diese Geschichten wurden danach gerne angefragt. Aus diesem Grund hat sie Natalie Hellermann in einem Buch mit dem Titel „Der Apfelbaum“ zusammengetragen und herausgebracht. 40 Exemplare überreichte sie jetzt gemeinsam mit Gerlinde Kriete-Samklu der Leiterin des Stationären Hospizes von diakonis, Annalena Krause, und Antje Schmidt vom Begleitenden Dienst.
Während des gemeinsamen Austausches teilten sie ihre Erfahrungen und Ideen zu den Angeboten für trauernde Angehörige. Das Hospiz bietet neben einem Erinnerungsgottesdienst zum Beispiel auch ein monatliches Trauer-Café an. Durch die Gottesdienste im Klinikum sei sogar eine Selbsthilfegruppe entstanden.
„Früher wurde mit dem Thema von Kindern, die schon in der Schwangerschaft, während oder kurz nach der Geburt verstarben, ganz anders umgegangen“, weiß die Klinikseelsorgerin aus ihrer langjährigen Erfahrung. Frauen bekamen oft zahlreiche Kinder von denen auch viele früh verstarben. Als die Frauen für die Geburten dann in die Kliniken kamen, wurden zu kleine Sternenkinder oft einfach entsorgt. „Erst nach und nach entwickelte sich mehr Bewusstsein, dass die Frau über viele Wochen und Monate eine Beziehung zu dem Kind entwickelt hat und die Trauer gesehen werden muss“, so Natalie Hellermann, die viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet hat und jetzt in einer Praxis tätig ist. Kleine Särge aus Birkenholz machten den Anfang für eine würdige Verabschiedung.
Dann reifte die Idee für die Erinnerungsgottesdienste. „Der Andachtsraum im Klinikum war gleich beim ersten Mal komplett voll“, erinnert sich Kriete-Samklu. „Anfangs wurden Geschichten vorgelesen, die wir teilweise passend zum Thema umgeschrieben haben. Und dann stand irgendwann fest, dass ich die Geschichten gleich selbst schreibe“, lacht Natalie Hellermann. Sobald das Thema für den im Frühsommer stattfindenden Gottesdienst feststeht, begibt sie sich auf Ideensuche. Da kann ihr auch schon mal beim Fahrradfahren etwas einfallen. Entscheidend sei, dass die Geschichte immer ein gutes, hoffnungsvolles Ende hat und einen Gedankenansatz bietet, wie das verstorbene Kind weiterhin in der Familie einen Platz findet. Und so kommt jedes Mal eine neue Geschichte dazu, die dem Buch dann zugefügt wird und das über Amazon erhältlich ist. „Einige Angehörige kommen jedes Jahr zum Gottesdienst. Eine Frau hat mal gesagt, an dem Tag ist sie Mutter“, erzählt die Seelsorgerin sichtlich berührt, die selbst ein Buch über ihre unzähligen bewegenden Begegnungen schreiben könnte.
(af)