„Mein Herz schlägt ambulant“

Interview mit Pflegefachkraft Elvira Vindilovich

von Denise Marx

Immer ein Lächeln auf den Lippen. Immer gute Laune. Das ist Elvira Vindilovich, ledig, 25 Jahre und als Pflegefachkraft im Ambulanten Dienst tätig. Wir möchten mehr erfahren, über Elvira und ihren beruflichen Weg zum Ambulanten Dienst.

Wie bist du überhaupt zum Bereich der Altenpflege gekommen?
Ich habe damals mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen gemacht. Unter anderem ein dreiwöchiges Praktikum bei diakonis im Seniorenzentrum Elisabethstraße. Das hat mir so gut gefallen, dass ich noch ein weiteres Praktikum im Seniorenzentrum Sofienstraße absolviert habe. Das zweite Praktikum war für mich nochmal die Bestätigung: Das ist meins. Das möchte ich machen. Dann habe ich mich bei diakonis für die Ausbildung zur Pflegefachkraft beworben.

Innerhalb deiner Ausbildung war der Ambulante Dienst dein „Stammhaus“. Wie war deine Ausbildung?
Über meine Ausbildung kann ich nur Positives berichten. Sowohl im theoretischen, als auch im praktischen Bereich. Neben sogenannten „Schulblöcken“ gab es Praxiseinsätze in verschiedenen Einrichtungen / Fachrichtungen (z.B. Geriatrie, Psychiatrie, Tagespflege, Klinikum etc.). Praxiseinsätze in meinem „Stammhaus“ Ambulanter Dienst hatte ich regelmäßig. Hier fühlte ich mich von vornherein gut aufgehoben. Die Praxisanleiter waren super, die Arbeit an sich hat mir gefallen und natürlich das Autofahren. Theoretisch wurde ich an der Pflegeschule von diakonis unterrichtet. Was mir besonders gefallen hat, war das einwöchige Sterbebegleitseminar, das wir leider aufgrund der Corona-Pandemie nicht auf Juist absolvieren konnten. Ich empfand es als eine gute, zugleich aber auch behutsame Heranführung / Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, das leider zu dem Beruf dazu gehört.

Nochmal ganz gezielt gefragt: Warum ambulant?
Wir können den Menschen Lebensqualität zurückgeben und das in den eigenen vier Wänden, im vertrauten Zuhause. Dies ermöglicht es uns auch, die Menschen ganz anders kennenzulernen. Wie leben sie? Wie sind sie eingerichtet? Im häuslichen Umfeld fühlt sich die Atmosphäre und Pflege ganz anders an. Die Ambulante Pflege ist abwechslungsreich, verantwortungsvoll und ermöglicht es selbständig (alleine für sich) zu arbeiten. Und ich fahre natürlich sehr gerne Auto (lacht).

Was gefällt dir besonders an deinem Beruf und deiner Tätigkeit im Ambulanten Dienst?
Ganz klar: Die tägliche Dankbarkeit der Patienten. Die Patienten lassen uns durch Worte oder Gesten jeden Tag aufs Neue spüren, wie dankbar sie dafür sind, dass es uns gibt. Die Fahrten von einem Patienten zum anderen dienen unter anderem auch gut als „Verschnaufpause“. Da man nie weiß, was auf den Straßen los ist, können diese mal länger, mal kürzer ausfallen.


Was ist deine Stellung / Aufgabe im Ambulanten Dienst?
Ich bin als Springerin eingesetzt. Das heißt, ich fahre nicht nur eine bestimmte Tour, sondern ich bin immer da eingesetzt, wo ich gebraucht werde. Frühdienst oder Spätdienst. Ein Tag bin ich im Ortsteil Klüt eingesetzt, den anderen Tag im Ortsteil Hiddesen. Springer sein heißt nicht, jeden Tag eine andere Tour zu fahren. Oft ist es so, dass ich aufgrund von Urlaubs- oder Krankheitsvertretung eine ganze Woche in der gleichen Tour bin. Selten ist es ein täglicher Tourenwechsel. Das versucht unser Leitungsteam möglichst zu vermeiden, da es für die Patienten nicht schön ist, wenn jeden Tag jemand anderes kommt. Nach Möglichkeit sind es mindestens zwei zusammenhängende Tage in einer Tour.  Das Springer-Dasein macht meine Arbeit sehr abwechslungsreich und verspricht zugleich nie endende Wiedersehensfreude zwischen den Patienten und mir. Ich bin immer mal wieder da (früher oder später).
Zu meinen Aufgaben als Pflegefachkraft gehören neben der körperbezogenen Pflege auch medizinische Leistungen wie Medikamentengaben, Wundversorgungen von akut bis chronisch, das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen und vieles mehr. Zusätzlich führe ich sogenannte Qualitätssicherungsbesuche durch. Das heißt, die Menschen, die einen Pflegegrad haben, aber nicht von einem ambulanten Dienst sondern beispielsweise von Angehörigen gepflegt werden, müssen seitens der Pflegekasse quartalsweise oder halbjährlich (abhängig vom Pflegegrad) von einer Pflegefachkraft besucht werden. Dies dient der Kontrolle der Sicherstellung der ambulanten Pflege. Vor Ort wird ein Formular ausgefüllt, das dann zur Pflegekasse geschickt wird. So wird das Pflegegeld weiter gezahlt.

Nimm uns mal mit: Wie sieht so ein Tag bei dir in der Ambulanten Pflege aus?
Wenn ich morgens ins Büro komme, sind meist schon einige Kollegen da. Dadurch hat man nochmal die Möglichkeit kurze, wichtige Infos untereinander auszutauschen oder auch ein kurzes, nettes Gespräch zu führen. Ich schaue in das Tourenfach der Tour, für die ich heute eingeteilt bin. Eventuell finde ich dort Infos, die für den heutigen Tag wichtig sind. Zusätzlich gehe ich in das digitale Übergabebuch im Diensthandy und schaue auch da, nach eventuellen wichtigen Infos für mich. Dann suche ich die Hausschlüssel und Medikamente der heutigen Patienten zusammen. Zuletzt schnappe ich mir den Autoschlüssel und los geht’s. Das Diensthandy leitet mich durch die Tour. Hier ist hinterlegt, zu welchem Patienten ich als nächstes fahre und was die Versorgung beinhaltet. Sind beim Patienten vor Ort unvorhergesehene Probleme / Auffälligkeiten, nehme ich entweder direkt vor Ort mit dem Arzt und/oder den Angehörigen den Kontakt auf oder suche im Büro nach Ende der Tour das Gespräch. Bei Unsicherheiten / Rückfragen bzgl. der Patienten, stehen wir alle im regelmäßigen Kontakt mit dem Leitungsteam (telefonisch).

Hand aufs Herz: Lieber Früh- oder Spätdienst?
Definitiv Frühdienst. Nach Feierabend hat man noch was vom Tag und kann abschalten. Private Termine und Aufgaben wie der eigene Haushalt lassen sich dann noch gut erledigen. Spätdienst ist zwischendurch ok, aber dauerhaft nur Spätdienst wäre nichts für mich.


Kannst du dir vorstellen, warum die Arbeit in einem Ambulanten Dienst keinen großen Anklang findet?
Nein, überhaupt nicht. Wie bereits erwähnt, kann ich der Ambulanten Pflege nur Positives abgewinnen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es weniger die Ambulante Arbeit an sich ist, die nicht attraktiv oder ansprechend ist, als vielmehr die Angst. Die Angst vor dem alleinigen, selbständigen Arbeiten während der Tour. Auf sich selbst gestellt zu sein. Mit der Zeit fördert dies aber die Selbstsicherheit. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Auch wenn man beim Patienten allein vor Ort ist: Allein ist man trotzdem nicht. Ich sehe das so: Die anderen Kollegen „schwirren um mich herum“ nur eben in anderen Ortsteilen. Auf meine Kollegen konnte ich mich bisher immer verlassen. In Notfällen und/oder Rückfragen haben alle ein offenes Ohr für mich und unterstützen mich bei Bedarf auch vor Ort. Per Diensthandy sind wir alle miteinander verbunden und schnell in Kontakt.

Wie würdest du das Team beschreiben?
Lebendig. Von jung bis alt. Eine gute Mischung. Einer unterstützt den anderen. Allgemein gesagt: Wir arbeiten Hand in Hand und halten zusammen. Das ist ein schönes Gefühl. Hier im ambulanten Dienst fühle ich mich rundum akzeptiert und angekommen.

Als Pflegefachkraft stehen dir für deine Zukunft viele Türen offen, auch hinsichtlich weiterer Qualifikationen/Weiterbildungen. Hast du konkrete Ziele?
Ja, ich möchte auf jeden Fall zeitnah die Weiterbildung zur Praxisanleitung absolvieren. Mir gefällt die Arbeit mit den Auszubildenden und ich nehme mir gerne Zeit für „den Nachwuchs“. Da ich selbst eine gute Praxisanleitung während meiner Ausbildung genießen durfte, habe ich so das Gefühl, etwas zurückgeben zu können.

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Die Mitarbeiterin steht vor der Tür mit der Aufschrift "Ambulanter Dienst"
Elvira Vindilovich vor dem „Ambulanten Dienst“ in Detmold.
Die Mitarbeiterin schaut in das Handy.
Dokumentiert wird mittlerweile nur noch digital mit dem Diensthandy.
Die Mitarbeiterin nimmt die Schlüssel aus dem Schrank.
Sorgsam werden die Hausschlüssel der anzufahrenden Klienten zusammengesucht.
Die Mitarbeiterin spricht mit einer Kollegin.
Täglich im Austausch mit dem Leitungsteam; hier mit der stellvertretenden Pflegedienstleitung Suzanne Ritter.